Am ersten Mai 2017 wurde eine Wandergruppe in Halle an der Saale von einer Nazigruppe aus einem Auto heraus angegriffen. Einer der der Schläger von der Nazi-Gruppe Ayrans bekam letzte Nacht Besuch..
Das Wandern ist des Müllers Frust – Antifaschistischer Ausflug zu Carsten Müller
Endlich ist uns unser seit langem geplanter Wanderausflug zu Carsten Müller ins hessische Kinzigtal gelungen. Den Ausflug wollten wir schon vor zwei Jahren unternehmen, allerdings war es uns dort seinerzeit zu überlaufen, da sich auch der Trachtenverein Blau-Weiß für Müller interessierte.
Carsten Müller erlangte bundesweite Bekanntheit als er mit einem Dutzend Kameraden seiner Gruppe in einheitlicher Oberbekleidung mit der Aufschrift „Aryans – Support your Race“ an einer Demonstration der neo-nazistischen Partei „Die Rechte“ in Halle am 1. Mai 2017 auftrat. Im Anschluss an die Demo machte die Gruppe in zwei vollbesetzten Autos Jagd auf vermeintlich politisch Andersdenkende und überfiel mehrfach willkürlich Menschen in der Stadt. Das Bild wie Carsten Müller mit hassverzerrtem Gesicht und Schlagstock in der Hand aus seinem Auto springt, um willkürlich Wanderfreunde in Halle zu verletzen, ist euch allen bekannt. Die Staatsanwaltschaft Halle spielte diesen Angriff zunächst als „typisches Alltagsgeschäft am Rande politischer Demonstrationen“ herunter und erhob nur Anklage gegen zwei Beteiligte vor einem Amtsgericht. Dank einer engagierten Nebenklage wurde Carsten Müller vor dem Landesgericht Halle zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, wobei eine Revision noch aussteht.
Dieser Prozess gegen Carsten Müller und Martina Heinz führte auch zu einem der zahlreichen öffentlich gewordenen Fällen von rechtsradikalen Aktivitäten in der hessischen Polizei. Ein regionaler Polizeibeamter hatte Informationen aus der polizeilichen Datenbank an die Aryans weitergegeben. Angeblich wollte der Polizist seine Freundin Martina Heinz vor Carsten Müller warnen. Dies halten wir für eine öffentliche Schutzbehauptung, um das Wohlwollen des Beamten gegenüber den Neo-Nazis zu verdecken. Unserer Einschätzung nach baten die Aryans eher um die Daten, um in ihrer Gruppe Spitzel ausfindig zu machen.
Nun, nachdem der Prozess gegen Müller und Heinz abgeschlossen ist, die öffentliche Wahrnehmung und der Repressionsdruck gegen die Aryans nachlässt, scheint es uns der richtige Zeitpunkt, ein antifaschistisches Zeichen zu setzen: Denn für uns ist nichts vorbei! Carsten Müller und seinen Kameraden trauen wir es zu, dass sie nach Abschluss des Prozesses wieder Jagd auf Menschen machen. Dem wollen wir rechtzeitig und nachhaltig entgegentreten und haben bei unserem Ausflug am 7.5. dessen Auto (Mazda 5, GN-CM-378) unbrauchbar gemacht. Wer nicht auf die Demo fahren kann, kann immerhin dort niemanden angreifen. Wir haben die Reifen zerstochen, den Auspuff und Kühlergrill ausgeschäumt, stinkendes Fischöl in die Lüftungsschlitze gegossen und anschließend Salzsäure über Lack und Dichtungen verteilt. Damit auch seine Nachbar*innen wissen, wen es warum getroffen hat, haben wir eine Parole an der Hauswand hinterlassen. Müllers körperliche Versehrtheit war nicht das Ziel unserer Aktion, aber für den Fall eines Aufeinandertreffens hatten wir uns vorbereitet, um Carsten Müller schnell und nachhaltig nieder zu strecken.
Und weil wir schon mal in der Gegend waren, haben wir uns auch das schöne Bessenbach im Spessart angeschaut. Wenn weiterhin Aryans auf Nazi-Demos auftreten, wie zuletzt wieder in Magdeburg, dann wird uns ein kommender Wanderausflug sicherlich auch dorthin führen. Seid gewarnt, Antifa heißt Angriff!
Antifaschistische Wanderfreunde Mitteldeutschland. 07.05.2019