Demo für alle in Wiesbaden

Blockaden weisen »Demo für Alle« in Schranken

Am 30. Oktober 2016, versammelte sich ab 11.00 Uhr ein breites Bündnis von queerfeministischen, linksradikalen sowie bürgerlichen Gruppen zu einer Kundgebung am Wiesbadener Hauptbahnhof, um gegen die an diesem Tag stattfindende sogenannte »Demo für Alle« (DfA) zu protestieren. An der anschließenden Gegendemonstration beteiligten sich knapp 3.000 Personen.

Von Anfang an wurden die Demon­strant*innen von einem massiven Polizeiaufgebot begleitet, durch ein zweiseitiges Spalier bedrängt und massiv abgefilmt. Während einer Zwischenkundgebung in der Rheinstraße gab es aus den Reihen der Demonstrierenden den Versuch, sich in Richtung Luisenplatz – dem Kundgebungsort der DfA – zu bewegen. Die Polizeikräfte beantworteten dies mit Tritten und Schlägen. Hierbei erlitten mehrere Personen Verletzungen – unter anderem Prellungen und mindestens eine Platzwunde. Eine Journalistin, die sich lautstark als solche zu erkennen gab, wurde von der Polizei so schwer verletzt, dass sie im Krankenhaus behandelt werden musste.
Bei einem Blockadeversuch auf der Ecke Rhein-Wilhelmstraße kam es zu Schlagstockeinsätzen und mindestens einer Festnahme. Eine Sitzblockade auf der DfA-Route gelang schließlich an der Ecke Wilhelm-/Luisenstraße, weil sich mehrere hundert Leute beteiligten und nicht zur Abschlusskundgebung auf dem Dernschen Gelände weitergingen. Von den Einschüchterungsversuchen der Polizei ließen sich die Blockierenden nicht beeindrucken. Sie skandierten unter anderem lautstark: »Gegen Macker und Sexisten – fight the power, fight the system!« und »Hinter dem Sexismus steht der Kardinal, der Kampf um Befreiung ist antiklerikal!«. Zur guten Athmosphäre trugen Trommler*innen von Rythms of Resistance bei.

Dank der Blockade musste die Route der DfA massiv verkürzt werden und so konnte das Bündnis aus AntifeministInnen, Konservativen, christlichen FundamentalistInnen, »besorgten Eltern« und Nazis nur einmal um den Block marschieren.

Im Verlauf der Demonstration und Blockaden nahm die Polizei mehrere Aktivist*innen der Gegenproteste fest…

Pressemitteilung des »Läuft nicht!«-Bündnisses

Rechte aller Couleur unter
einem Banner

Zwischen 1.500 und 2.000 Menschen beteiligten sich am 30.10. in Wiesbaden an der rechten „Demo für alle“ gegen den neuen Lehrplan Sexualerziehung der hessischen Landesregierung.

Dass es den Demonstrierenden dabei nicht in erster Linie um den Lehrplan ging, wurde sowohl inhaltlich als auch anhand der TeilnehmerInnen sehr deutlich. In Wiesbaden wurden ein Zeichen gesetzt gegen Homosexualität, gegen den Feminismus, gegen die Aufklärung und gegen eine emanzipatorische Gesellschaft.

Kein Wunder also, dass den Veranstalter­Innen der „Demo für Alle“ gelungen ist, wovon die hessische NPD nachts nur träumen kann, Rechte aller Strömungen aus Hessen und aus dem südlichen Teil der Bundesrepublik gemeinsam vereint im Hass auf Homosexuelle, Transgender, Frauen und Gleichberechtigung.

So fungierte Thassilo Hantusch (Stadtverordneter der NPD in Wetzlar) sogar als Ordner, Lachmann und Jagsch (NPD Hessen) konnten ungesört ihr eigenes Transparent tragen. Auch fast zehn Mitglieder der Partei „der dritte Weg“ waren anwesend, freudig begrüßt von Maximilian Reich (Gründer des Antikapitalistischen Kollektives/FN Hessen). Ein Ereignis mit Seltenheitswert, sind doch sowohl der „dritte Weg“ und die NPD, als auch der „dritte Weg“ und das „Antikapitalistische Kollektiv“ nicht gut aufeinander zu sprechen.

Erwartbar war dagegen die Teilnahme von AfD Mitgliedern und sich auffällig gebärenden Mitgliedern der „Jungen Alternative“ gemeinsam mit Personen der „Idenitären“. Daneben kinderreiche konservative christliche Familien, bieder katholische alte Männer und auch mit Jan Kalbhenn auch ein Mitglied von Pro Deutschland.
Die Demo in Wiesbaden zeigt den bundesweiten Trend dahin, dass sich RechtspopulistInnen kaum noch gezwungen sehen, sich von der extremen Rechten abzugrenezen. Die „Demo für Alle“ reiht sich dabei ein in die rechten Strömungen von Pegida bis AfD.
Eine Herausforderung, der sich auch AntifaschistInnen im Rhein-Main Gebiet stellen muss. Ein Rechte, die in der Sache vereint marschiert und in der sowohl der 70-jährige verstockte Katholikenopa als auch der militante Neonazi vom dritten Weg seinen Platz findet, hat es in dem Format so lange nicht gegeben.


Dokumentation:

Angriff auf Naziauto bei ­homophober Demo

Wiesbaden 30.10.2016
Wir haben heute mehrere abreisende Nazis vom „III. Weg“ auf dem Parkplatz zwischen HBF und Schlachthof angegriffen. Eigentlich keine größere Erklärung wert, menschenverachtende Tendenzen werden von uns jederzeit und überall bekämpft. Da zur gleichen Zeit jedoch Leute offenbar deshalb festgenommen werden, haben wir uns entschlossen, uns ausnahmsweise zu bekennen. Wir gehen davon aus, dass es sich bei den Festgenommen um die weiteren (vermutlichen) linken Grüppchen auf dem Parkplatz handelt, wir sind jedenfalls alle gut nach Hause gekommen.

Wir haben die Nazigruppe bewusst erst in ihren Autos angegriffen, schließlich waren sie mit Kinderwagen unterwegs. Aus diesem Grund haben wir auch den hinteren, silbernen Kombi angegriffen, obwohl der vordere Sprinter mehr Faschisten transportierte, jedoch auch das Kleinkind. Der Kombi verlor beide linken Seitenscheiben, die vordere zuerst. Der „männliche, ältere“ Fahrer war sichtlich erschreckt. Dies haben wir nicht, wie die Bullen behaupten, mit Pflastersteinen gemacht, sondern mit kleineren Steinen, wie sie beispielsweise im Gleisbett zu finden sind. Wir denken, dass sollte genug Täterwissen im Selbstbezichtigungsschreiben sein, den Rest dürfen die idiotischen Bullen gerne selbst ermitteln.

In diesem Sinne, schlagt die Faschisten wo ihr sie trefft! Wehret den Anfängen!