Frankfurt goes NoBorder Camp in Thessaloniki

Ein AntiRa-Camp gegen Staat, Nationalismus, Patriarchat and Kapital

Vom 15. bis 24. Juli 2016 findet in Thessaloniki das antirassistische NoBorder-Camp statt, zu dem sich bundesweit und international viele Menschen auf den Weg machen werden. Mittlerweile gibt es bereits Pläne für mehrere Konvois, die sich einige Zeit vorher aus verschiedenen Orten in Richtung Griechenland auf den Weg machen.

Gerade vor wenigen Tagen mussten wir die Räumung des Camps in Idomeni verfolgen, das unter der Ägide von Syriza geschah. Rund 9.000 Menschen hatten sich in den letzten Monaten nach Schließung der Balkanroute dort niedergelassen, sie wurden jetzt auf hastig eingerichtete staatliche Notunterkünfte in der Region verteilt. Trotzdem sich angeblich bis zu 3.000 Menschen der Umsiedlung aus Idomeni durch Flucht entzogen haben, reichen die umfunktionierten ehemaligen Kasernengelände und Fabrikhallen nicht für all die vertriebenen Menschen aus. Die Zustände in diesen Lagern sind zudem prekär, die Infrastruktur mangelhaft. Besonders leiden die Neuankömmlinge darunter, dass bestehende Kontakte auseinander gerissen und Gemeinschaften zerstört wurden.
Die Räumung von Idomeni und die damit einhergehende „Atomisierung“ dieser in den letzten Monaten entstandenen großen Gemeinschaft auf viele einzelne Lager ist auch der Versuch, die unhaltbare Situation für Flüchtlinge in Griechenland unsichtbar werden zu lassen: Idomeni war international zum Symbol für das Recht auf Bewegungsfreiheit und für das Scheitern der EU-Politik geworden, als dieses wurde es in den Medien tagtäglich neu aufgerufen. Als nächstes stehen angeblich Räumungen des Hafens im Piräus und des ehemaligen Flugplatzes Elliniko bei Athen auf der Agenda, wo sich derzeit ebenfalls jeweils mehrere tausend Menschen aufhalten.

Keine Ruhe geben!

Ein zentrales Anliegen des Camps wird es daher sein, laut zu bleiben, mit dem Finger weiterhin auf die schmutzige Politik der EU zu zeigen und die daraus resultierende Situation für Geflüchtete in Griechenland international weiterhin im Fokus der Öffentlichkeit zu halten.
Die Schließung der Balkanroute und der Türkei-Deal führen aktuell dazu, dass alle diejenigen, für die Griechenland eigentlich nur ein Zwischenstopp auf ihrer Weiterreise Richtung Norden war, nun in Griechenland Asyl beantragen, um nicht in die Türkei abgeschoben zu werden. Wie vielen von ihnen schließlich Asyl gewährt wird, ist eine andere Frage. Sie wird erst beantwortet, sobald ihr Antrag überhaupt bearbeitet wird. Das Prozedere dauert nämlich, denn es ist kaum Personal zur Bearbeitung der Anträge vorhanden. Viele Geflüchtete in den Lagern haben eh nur die Möglichkeit, das dazugehörige „Interview“ mit der Ausländerbehörte indirekt, über Skype, zu absolvieren. Und schon die Wahrscheinlichkeit per Skype jemanden Zuständigen zu erreichen, liegt im Promillebereich und gleicht damit einem Lotto-Gewinn.

Nicht wenige Menschen entscheiden sich daher gleich gegen einen Asylantrag und brechen in Kleingruppen auf, über die grüne Grenze nach Mazedonien und weiter. Mehrere hundert schaffen es täglich auf diese Weise vorwärts zu kommen, auch wenn viele wiederholt von Polizeieinheiten aufgegriffen und mit Gewalt nach Griechenland zurückgeschoben werden.

„Die Bewegung der Geflüchteten zeigt, dass sich ihr Einfallsreichtum, ihre Wünsche, sozialen Beziehungen und Träume nicht einsperren lassen, sondern die Macht haben, Grenzen und Zäune zu überwinden. Außerdem liegen die Gründe für die Migration zumeist im komplexen Schnittfeld von Klassen-, Geschlechter-, nationaler, kultureller und religiöser Diskriminierung und Unterdrückung. Zur Flucht gezwungene Menschen entwickeln Überlebensstrategien, neue Fähigkeiten und Beziehungen zu und mit anderen Migrant*innen, aber auch Netzwerke mit denjenigen, die zurückbleiben. Daher halten wir die Ansicht für falsch, dass Staat, Kapital, Patriarchat und Rassismus die Menschen vollkommen beherrschen und dass Geflüchtete lediglich hilfe-, mitleids- und rettungsbedürfte Opfer sind. Denn sie widersetzen sich ihnen und tragen so zu ihrer Überwindung bei!“

Für die Stärkung unserer zukünftigen Kämpfe

In den vergangenen Monaten haben sich entlang der gesamten Balkanroute Netzwerke zur Unterstützung auf der Flucht gebildet, welche das NoBorder Camp stärken und durch das Camp Kraft gewinnen. Überall dort sind auch Menschen an den Strukturen beteiligt, die bereits selbst eine Flucht hinter sich haben. Viele bleiben nun erstmal dort, ob selbstbestimmt oder erzwungen. Ein Anliegen des Noborder Camps ist es daher, einen Ort der Begegnung zu bieten, um uns und alle Gruppen enger miteinander zu vernetzen, um unsere Strukturen zu stärken und Möglichkeiten für gemeinsame zukünftige Kämpfe auszuloten.

Die Herausforderungen sind vielfältig, es geht um nicht weniger als ein würdiges Leben für alle, ob in Griechenland, in einem der Balkanstaaten, in der Türkei oder in der BRD, die die Richtung der EU-Politik maßgeblich mitbestimmt… Ganz egal, wo du gerade bist: Die Kämpfe betreffen uns alle und wir können sie nur selbst führen.

Praktische Infos

Das Camp wird auf dem Uni-Campus in Thessaloniki stattfinden, da die Stadt einen Brennpunkt der Auseinandersetzungen um die Kontrolle und Verwaltung von Migration und Bewegungsfreiheit bildet. In der näheren Umgebung befinden sich auch zahlreiche Internierungs- und Abschiebelager. In den ersten Tagen des Camps sollen Diskussionen und Workshops stattfinden, der zweite Teil des Camps ist eher aktionistisch ausgelegt. Angedacht sind Aktionen an den Grenzen, vor Hot Spots, Internierungs- und Abschiebelagern plus eine Demonstration im Zentrum von Thessaloniki.

• Eingeladen sind radikale, antikapitalistische und antirassistische Gruppen, Kollektive und Einzelpersonen!

• Internetseite zum Camp unter

noborder2016.espivblogs.net

• Die Konvois sind über die folgenden Adressen und blogs erreichbar:

Ab 4. Juli von irgendwo in Deutschland: Genauere Infos über Route, Startpunkt und Zwischenstopps auf:

konvoy.blackblogs.org

konvoy@riseup.net

Ab 1. Juli von Deutschland aus in DIY-Manier:

alfpartout.blogsport.eu

alfpartout@riseup.net

• Das Open caravan Network startet früh mit Stopps an verschiedenen Orten/Aktionen auf der Balkanroute:

opencaravan@riseup.net

• In Frankfurt finden in den nächsten Wochen offene Vorbereitungstreffen statt, zu denen ihr herzlich eingeladen seid.

Achtet auf Ankündigungen!