Kein Tag ohne Haus Mainusch

Autonome Freiräume erhalten! – Außerhalb derselben findet dieser Ruf kaum noch Gehör. Die medialen Schmutzkampagnen gegen selbstverwaltete Zentren, die nach dem G20 verstärkt wurden, haben massiv dazu beigetragen – genauso, wie die steigende Akzeptanz von konservativen und autoritären Gesellschaftsentwürfen (was sich nicht zuletzt in den Wahlergebnissen widerspiegelt). Allem, was nicht patriotisch sein will, wird durch diese die Existenzberechtigung abgesprochen.
Auch in Mainz ist diese Entwicklung spürbar. Die kleine Stadt mit überschaubarer Szene hat nur zwei Freiräume, um ein solidarisches Miteinander und Alternativen zu Nationalismus und Co sichtbar zu machen: einen Infoladen in der Innenstadt und das 1988 besetzte (und 1990 legalisierte) Haus Mainusch auf dem Unicampus. Das Haus Mainusch ist nicht nur durch das Auslaufen seines Mietvertrags zum 30. November bedroht: Im Rheinland-Pfälzischen Landtag hetzen CDU und AfD mit reißerischen Anfragen gegen das autonome Kulturzentrum: Ist es der lokale Hort der Linksextremist_innen? Werden dort Straftaten geplant? Der RCDS wünscht sich schon eine friedliche Räumung. Das alles erleichterte es der Universitätsleitung (bisherige Vermieterin der Räumlichkeiten des autonomen Kulturzentrums), die Gespräche über einen alternativen Standort abzubrechen. Schließlich soll das Haus Mainusch für die Hälfte der Sachbeschädigungen durch Graffiti auf dem Campus verantwortlich sein. Ein Grund mehr, den störenden Freiraum durch ein millionenschweres Bauprojekt zu ersetzen. Die Universität ist eine der Protagonistinnen der Gentrifizierung in Mainz.
Hat sich der gesellschaftliche Wind einmal gedreht, ist gerade in der Pampa der Erhalt von autonomen Freiräumen eine riesige Herausforderung. Potentielle Verbündete sind nicht leicht zu finden – denn Mainz ist weder Frankfurt noch Hamburg und schon gar nicht Leipzig oder Berlin. Es gibt weder eine große linke Szene, noch alternative Viertel oder Kieze, noch eine Verankerung der autonomen Bewegung in der Stadtgeschichte.
Gerade hier sind autonome Freiräume aber besonders wichtig: sind die letzten einmal verschwunden, so gibt es außerhalb der Großstädte nichts mehr, was sich dem gesellschaftlichen Rechtsruck sichtbar entgegenstellt, was der herrschenden Ordnung etwas entgegensetzt. Worauf es jetzt ankommt, ist Solidarität über Stadtgrenzen hinweg. Solidarität, die Räume und Menschen verbindet, die zum gemeinsamen und aufeinander bezogenen Handeln führt.
Ist ein Freiraum bedroht, so sind alle gemeint. Wir können autonome oder soziale Zentren nicht isoliert voneinander denken. Sie sind ein Netz aus Inseln in der Scheiße, die Menschen aus der Normalität retten, die unseren Strukturen eine Heimat bieten, die dafür sorgen, dass Alternativen zum rechten Einheitsbrei erst möglich sind. Deshalb: Kein Tag ohne Haus Mainusch!