Anti-Atom-News im Herbst 2017

Protest gegen die Castor-Transporte auf dem Neckar
Seit dem 28. Juni laufen die Castortransporte auf dem Neckar zwischen den Atomkraftwerken Obrigheim und Neckarwestheim. Inzwischen haben drei der fünf Transporte stattgefunden, der letzte am 11. Oktober. Die EnBW hat mit Rücken­deckung des Ministers Untersteller und des grünen Ministerpräsidenten Kretschmann erst über Jahre hinweg den Bau eines Castoren-Lagers in Obrigheim versäumt, und setzt jetzt unter künstlichem Zeitdruck Castor-Schiffstransporte auf dem Neckar durch. Die Transporte entlarven das Versagen der Atomgesellschaft: statt sich um Minderung der Gefahren durch das Atomare Erbe zu kümmern, und statt endlich mit der täglichen weiteren Produktion von solchem für eine Million Jahre gefährlichen Atommüll aufzuhören, setzt man auf einen hilflosen Verschiebebahnhof für den Atommüll. Alle drei Transporte wurden von Protesten begleitet. Im Juni konnte der Transport für mehrere Stunden aufgehalten werden, weil sich AtomkraftgegnerInnen von zwei Brücken abgeseilt hatten. Im Oktober gab es eine Ankettaktion an einer Brücke und Protest im Wasser: mehrere AktivistInnen hatten sich in Schutzbekleidung samt „Stoppt Castor“-Banner in den Neckar begeben. Auch die weiteren Transporte sollen mit Protest begleitet werden. Infos dazu unter www.neckar-castorfrei.de

Demonstration gegen Uran-Fabrik in Lingen

Mit einer internationalen Demonstration am Atomstandort Lingen haben trotz Regens knapp 500 Menschen am 9. September ein deutliches Zeichen für einen umfassenden und sofortigen Atomausstieg gesetzt. Die Demonstration stand unter dem Motto: „Uranfabriken in Lingen und Gronau schließen! Brennstoff-Exporte verbieten! Atomkraftwerke abschalten!“ Mit der Demonstration in Lingen hat die Anti-Atomkraft-Bewegung in den öffentlichen Fokus gerückt, wie sehr die benachbarten Atomstandorte Lingen und Gronau zentraler Bestandteil einer international operierenden Nuklearindurstrie sind. Die Urananreicherungsanlage in Gronau gehört zum Urenco-Konzern und produziert angereichertes Uran, das weltweit in Brennelementefabriken und Atomkraftwerken zum Einsatz kommt. In der Lingener Brennelementefabrik des französischen Atomkonzerns Areva werden Brennelemente u. a. für belgische und französische Schrottreaktoren hergestellt. Für die Uranfabriken in Gronau und Lingen gibt es bisher keine Stillegungsfristen – nach Ansicht der AtomkraftgegnerInnen ein unhaltbarer Zustand, der mit dem Atomausstieg nicht vereinbar ist. Zudem importieren die Atomanlagen Uran aus dem Niger und Russland, was mit Umweltproblemen und massiven Gesundheitsrisiken bei Abbau und Transport verbunden ist, wie Almoustapha Alhacen aus dem Niger und Vladimir Sliviak aus Russland in ihren Reden betonten.

Repression und Widerstand in Bure / Lothringen (F)

Am 20. September durchsuchten 150 Bullen das Widerstandshaus „Maison de la Résistance“ in Bure, den autonomen Bahnhof in Luméville und mehrere Wohnungen in und um Bure im französischen Lothringen. In Bure soll das französische Endlager für hochradioaktiven Müll errichtet werden (siehe auch Swing Nr. 199). Bei der Durchsuchung wurden zahlreiche Rechner und Speichermedien sowie vermeintliche Waffen beschlagnahmt. Die Staatsanwaltschaft hat Verfahren wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung eingeleitet. In den letzten Monaten hat die Staatsmacht immer stärker auf eine Strategie der Spannung gebaut. Die Durchsuchung folgt auf mehrere Monate ständiger Polizeischikane in den Dörfern in der Umgebung von Bure, mit unaufhörlichen Streifenfahrten der Gendarmeriewagen und Hubschrauberrunden, sowie täglich mehrfachen Identitätskontrollen der AktivistInnen wie auch der BäuerInnen.
Während einer Demonstration am 15. August dieses Jahres wurde der Standort für das zukünftige Endlager durch Hundertschaften von Gendarmerie / Bereitschaftspolizei abgeriegelt. An diesem Tag in Bure richteten sich unzählige Schüsse von Schock- und Blendgranaten gegen die DemonstrantInnen, die sich gerade am zurückziehen waren. Eine dieser Granaten explodierte und riss drei Menschen zu Boden. Die Evakuierung bis zum Demokrankenwagen war schwierig, die Gendarmen schossen weiter und zielten auf die TrägerInnen der Verletzten. Die Demo-SanitäterInnen berichteten: „Im Krankenwagen schrie die am Fuß verletzte Person wie am Spieß und wir haben uns beeilt, die Wunde zu reinigen und die offene Stelle zu schützen. Wir haben Rückstände der Blendgranate und das verbrannte Gewebe des Schuhs und der Kleidung festgestellt. Der ganze obere Teil des Fußes war zerfetzt, Und ungefähr um die dreißig Granatrückstände an den zwei Beinen fügten ihm große Schmerzen zu.“ Die brutale Polizeigewalt erinnert uns mit Schrecken an die Ermordung von Rémi Fraisse durch eine Polizeigranate auf der Baustelle des Sivens-Staudamms im Oktober 2014 und den Tod von Michel Vitalon bei Protesten gegen den Schnellen Brüter in Malville 1977. Tout le monde déteste la police! In diesen Tagen wird das Hüttendorf im Wald, in dem das Endlager errichtet werden soll, verstärkt und ausgebaut. Fahrt hin und unterstützt die Leute! Infos unter vmc.camp