Über die seit Ende September 2019 bestehende Waldbesetzung im Dannenröder Wald (zwischen Stadt-Allendorf und Homberg/Ohm im Vogelsbergkreis) wurde bereits in den letzten Ausgaben der Swing berichtet. Ende August spitzte sich die Situation fast täglich zu. Am 1. September ging die Waldfläche vom Land Hessen in den Besitz der DEGES über. In knapp einem Monat beginnt die Rodungssaison, die vom 1. Oktober bis zum 1.3. dauert. In dieser Phase dürfen großflächige Waldrodungen vorgenommen werden. Zwar versucht der Naturschutzverband BUND weiter die Rodung der 100 Hektar großen Fläche juristisch noch zu verhindern, aber die Chancen stehen nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts im Juni diesen Jahres schlecht.
Die Bündnisse „Wald statt Asphalt“ (bestehend aus u.a. der lokalen Bürgerinitiative, Ende Gelände, Greenpeace, Fridays for Future) und „Autokorrektur“ (Waldbesetzung, Aktion Schlagloch und Sand im Getriebe), die in den letzten Monaten gegründet wurden, wollen unter anderem mit Aktionen des zivilen Ungehorsams die Räumung der Waldbesetzung und die Rodung des Waldes verhindern.
Die Polizeipräsenz hat in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen, fast täglich kommen Cops in den Wald – mit Pferden, Six-Packs und zuletzt auch einem Bagger, der Barrikaden auf den Waldwegen räumen sollte. Waldbesetzer*innen konnten den Bagger jedoch stoppen und blockieren. Die Cops brachten auch Schranken an den Zufahrten zum Wald an, um den Materialtransport zu unterbinden – sie standen aber nur ein Tag, danach waren sie wieder verschwunden.
Neben den Cops treibt sich seit kurzem auch die Firma Mundt-Security im Wald herum, fährt Wege ab und dokumentiert Strukturen. Mundt Security, die von der DEGES beauftragt und mit einem „Hausrecht“ ausgestattet wurde, ist bereits aus dem Hambacher Forst berühmt-berüchtigt. Die Cops und die lokalen Medien verbreiten natürlich auch schon ihre Propaganda der „gefährlichen Waldbesetzer*innen“ – die Stimmung in den umliegenden Gemeinden ist gemischt. Viele Anwohner*innen sind gegen den Bau der Autobahn, aber es gibt auch Befürworter*innen, die sich eine Entlastung der Bundesstraße 3 erhoffen. Wie so oft stehen aber wirtschaftliche Interessen im Vordergrund – der in der Region ansässige Süßwarenhersteller Ferrero und der Autoteilezulieferer Fritz Winter machen massiv Stimmung, sind Teil des „Ja zur Autobahn“-Bündnisses. 800 LKW fahren täglich zu den Werken der beiden Firmen. Ferrero soll zukünftig eine eigene Autobahnauffahrt bekommen. Um den Befürworter*innen den Wind aus den Segeln zu nehmen, kritisieren die Bündnisse nicht alleine den geplanten Autobahnbau, sondern setzten sich auch mit alternativen Verkehrskonzepten auseinander.
Die hessische Landesregierung aus CDU und Bündnis 90/Die Grünen befürworten den Ausbau. Auf die umweltzerstörerischen Auswirkungen angesprochen, schiebt der grüne Verkehrsminister Tarek Al-Wazir die Verantwortung auf die Bundesebene – Autobahnen seien Sache des Bundes, nicht der Länder. In den letzten Wochen störten Waldbesetzer*innen und A49-Gegner*innen immer wieder Veranstaltungen von Politikern der Landesregierung und lokaler Ausbau-Befürworter*innen.
Für den „Tag R“, den Tag der Räumung, rufen die Bündnisse zum Widerstand am und im Wald auf. Mehrere geplante Camps wurden durch das Regierungspräsidium Gießen verboten. Nur noch 1 Camp ist derzeit (Anfang September) ohne Übernachtungen genehmigt. Das Verbot wird sicherlich nicht das letzte Wort gewesen sein. Zwischen dem 7. und 11. September soll eine „Wald statt Asphalt“-Aktionswoche stattfinden, am 11. September eine Demo in Wiesbaden.
Ob zum Erscheinen dieser Ausgabe der Swing die Räumung bereits abgeschlossen ist, ist schwer vorauszusehen. Die zu räumende Fläche ist groß und es befinden sich mehrere Baumhäuser und Kletterstrukturen darin. Es ist davon auszugehen, dass sich die Räumung über mehrere Tage hinziehen wird. Wir hoffen, dass der Widerstand erfolgreich sein wird und in der nächsten Ausgabe der Erfolg gefeiert werden kann. Sicher ist jedoch, dass der Widerstand auch nach einer Räumung weitergehen wird. Beteiligt euch an den Protesten und am Widerstand gegen die Zerstörung eines einzigartigen Arten-, Natur- und Trinkwasserschutzgebietes!
KEINE A49 – Stoppt die schwarz-grüne Landesregierung und die DEGES!
Aktuelle Informationen:
www.dannenroederwald.org
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