Intro

Seit unserer letzten Ausgabe vor drei Monaten scheinen Jahre vergangen zu sein. Dazwischen lag unter anderem: die Thüringer Ministerpräsidentenwahl nach Höckes Gnaden. Der rassistische Terroranschlag in Hanau. Und die aktuelle Corona-Krise, welche auch kurz die Produktion dieses Heftes in Frage gestellt hat. Bewusst haben wir uns aber dafür entschieden das wir dieses Heft nun machen und versuchen es mit eurer Hilfe über andere Wege als sonst interessierten Menschen zukommen zu lassen. Nach den ersten Wochen des sich Sortierens wird es höchste Zeit auch wieder über Nachbarschaftshilfe hinaus politisch aktiv zu werden, es ist nötig wie selten zuvor.
Hanau ist eine Zäsur. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen und Freund_innen der Ermordeten. Wir sind in Gedanken auch bei den Dutzenden Überlebenden des Anschlags, die sich retten konnten, schwer verletzt wurden, um Minuten die Situation verpasst haben und allen anderen Überlebenden. Wir sind fassungslos, wir sind unfassbar traurig und wütend.
Auch wenn uns mehr Fragen als Antworten für zukünftiges antifaschistisches und antirassistisches Wirken als solches einfallen, gilt es sich zu erlauben auch unangenehmer Frage zu stellen, um ein „einfach weiter so“ zu verhindern. Anstatt fixer Antworten kann aktuell vieles nur im Aufbruch sein und vielfach ausprobiert werden. Eine dieser Aufbrüche sehen auch wir im Slogan MigrAntifa ausgedrückt – wie auch immer dieses Konzept sich genau noch füllen wird.
Tätern wie in Hanau, Halle oder Celle haben in ihrem Wahn das Gefühl legitim zu handeln wenn sie Menschen ermorden, weil es Rassist*innen und sonstige Chauvinist*innen gibt, die den ideologischen Rahmen für solche Männer setzen. Diese finden sich auch aber nicht nur in der AfD, sie sitzen auch manchmal in einer Kneipe bei Wächtersbach und drücken rassistische Sprüche oder sie sind auch mal in der SPD aktiv, die wie in Berlin eine Kampagne gegen Shish-Bars führt und damit die Ziele für Rassisten markiert. Hier freuen wie uns über geglückte Aktionen gegen Verantwortliche des rassistischen Framings und des Rechtsrucks und dokumentieren diese auch.
Ein Heft wie unseres kann keinen Platz für eine umfassende Analyse aller Aspekte der gegenwärtigen Corona-Krise bieten. Aber zumindest wollen wir einer Zusendung und einem Text aus anarchistischer Perspektive Raum geben. Warnungen zur Nutzung der Corona-App und zur Auswertung von Mobilfunkdaten haben wir draußen gelassen in der Hoffnung das nun auch die letzte Leser*in dieses Blättchens beginnt ihre Handynutzung zu überdenken und jeweils neu eine bewusste Entscheidung trifft, ob und wann sie ihr Überwachungsinstrument tatsächlich mit sich herumschleppt!! Und weil wir schon dabei sind: Vermeidet unbedingt einen Corona-Test. Ihr schenkt dem Staat und seinen Verfolgungsbehörden damit eure DNA für alle Zeiten.
Die staatlichen Auflagen gegen die Pandemie sorgen dafür das ein Teil unserer gewohnten Auslegestellen geschlossen hat oder kaum frequentiert werden. Wir hoffen deshalb auf eure Unterstützung. Danke schon mal an alle, die in dieser Situation sich ein paar Swings mehr einstecken, ihren Freund*innen in den Briefkasten werfen, Gefangenen schicken, als Papierflieger in die abgesperrte Unterkünfte segeln lassen, wenn die Kneipen wieder öffnen ein paar Exemplare dort liegen lasse oder sich sonstwie an der Zirkulation dieses Blättchens beteiligen.
Ach ja, der Corona-Krise ist die Chronik zum Opfer gefallen. Nächstes mal wieder.
LeaveNoOneBehind & schreibt Gefangenen
Eure, Swing
Texte bis zum 20.6. in die Briefkästen

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