Block IAA! Denn auch die Verkehrswende bleibt Handarbeit!

In Frankfurt ist es seit den letzten Protesten gegen die EZB im März 2015 bezüglich Großprotesten eher ruhig geblieben. Doch dies könnte sich perspektivisch ändern: „Linksextreme rufen zur Blockade der IAA in Frankfurt auf“ titelte jüngst bereits das Drecksblatt „Die Welt“. Am 15.9. ruft nämlich das Bündnis „Sand im Getriebe“ zu Blockaden der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) auf. Die Messe ist eine der größten Automessen weltweit und wird alle zwei Jahre vom Verband der Automobilindustrie (VDA) in Frankfurt ausgerichtet. Obgleich die Zahl der Aussteller und Besucher*innen derartiger Messen seit Jahren rückläufig ist, ist das Ziel symbolisch nicht verkehrt gewählt, denn der Erfolg der Autobranche ist ungebrochen: Mit rund 1,25 Millionen privater PKWs nahmen die Neuzulassungen auch 2018 weiter zu, die hässlichen SUVs und Wagen der Oberklasse bilden dabei den Hauptanteil. Es wäre daher zu wünschen, dass die Blockade der Messehallen-Eingänge tatsächlich zu einer effektiven Massenaktion wird, also begebt euch aus eurer Komfort-Zone! Vielleicht erhalten Thema und Konzept dann nicht erst nach mehreren Jahren einen ähnlich breiten Zulauf mit einer breiten Palette an Aktionsformen wie Blockupy, wo es einige Jahre brauchte, um bundesweit massenhaft und in verschiedene Spektren zu mobilisieren. Auch abseits der Messehallen können Protestler*innen auf ihre Kosten kommen und sinnvolle Beiträge zu den Aktionstagen liefern. Und das sogar Tag und Nacht! Also seid kreativ.

Der Sprecher des VDA Herr Rotter sieht beim Klimaschutz übrigens „große Gemeinsamkeiten“ mit den Demonstrant*innen: „Die Automobilindustrie steht zum Klimaschutzziel von Paris und bringt viele Elektrofahrzeuge auf die Straße.“ Denn der Strom kommt bekanntlich aus der Steckdose, gelle? Auch Frankfurt ist bereits verseucht mit Elektro-Rollern. Eine Studie beförderte jüngst Überraschendes zutage: Die Ökobilanz der E-Roller ist miserabel! Niemand lässt für den Roller sein Auto stehen, stattdessen wechseln Fußgänger*innen auf die Juppie-Flitzer, deren Lebensdauer übrigens nur einige Monate beträgt, bevor sie verschrottet werden. Nicht überliefert ist übrigens, ob ein vollständig ausgebrannter Google-Truck Anfang Juni in Fechenheim bereits eine Mobi-Aktion für die Blockaden an den Messehallen war. Wir möchten euch die Meldung aber auf keinen Fall vorenthalten:

4.6.2019 In Frankfurt-Fechenheim: Showtruck von Google komplett ausgebrannt

In Frankfurt-Fechenheim ist in der Nacht auf Dienstag ein Lastwagen komplett ausgebrannt. Der 15 Meter lange Showtruck „Google Cloud Experience Tour 2019“ geriet nach Angaben der Feuerwehr gegen 2.30 Uhr aus noch ungeklärter Ursache in Brand. Der Lkw war mit IT- und Eventutensilien bestückt. Die Polizei ermittelt nun, ob es sich um einen Fall von Brandstiftung handelt. Der ca. 15 Meter lange Lkw war im Rahmen einer Deutschlandtour in Frankfurt, um kleine und mittelständische Unternehmen von Google-Cloud-Produkten zu überzeugen.

Aktion Autofrei blockiert VW Zug und besetzt Autostadt!
50 Menschen haben es am 13. August geschafft, die Bahngleise, die zum Volkswagenwerk in Wolfsburg führen, für zwölf Stunden zu blockieren. Eine Besetzung eines Globus aus Metall, der im Eingang des Vergnügungspark »Autostadt« hängt, wurde 24 Stunden aufrechterhalten.

Die Aktivist*innen, von»Aktion Autofrei«, wollen mit ihrem Protest eine Debatte über die Verkehrswende einleiten. »Mit unserer Aktion wollen wir das Betteln um mehr Klimaschutz im Verkehrsbereich beenden«, heißt es in einer Pressemitteilung. »Die Seilschaften von Politik und Konzernen sind weder willens noch in der Lage, die nötigen Schritte zu einer Wende einzuleiten«.

Aufruf: IAA blockieren

Auf der IAA in Frankfurt werden das deutsche Autoverkaufsministerium und die Spitzen von VW, Daimler, BMW & Co. sich und ihre zerstörerischen Blechkisten feiern. Kein Wunder: Die Auto- Industrie gehört zu den mächtigsten Fraktionen der deutschen Wirtschaft und bildet das Fundament des deutschen Export-Modells – mit seinen verheerenden ökonomischen, sozialen und ökologischen Folgen weltweit. Diese Show wollen wir als das entlarven, was sie wirklich ist: Profitgier auf dem Rücken der Ärmsten und zukünftiger Generationen. Es ist höchste Zeit, dem Automobilismus Sand ins Getriebe zu streuen!

Unter dem Slogan „Driving Tomorrow“ wirbt die Auto-Industrie auf der IAA 2019 immer noch für das Verkehrssystem von gestern. Höher, schneller, schwerer: Das ist das Motto des ungebremsten Wachstums – auch mit Elektroantrieb. Das Klima, die Umwelt und unsere Lebensqualität kommen unter die Räder von Premiumschlitten und Stadtpanzern – während ganze Landstriche abgehängt und unerreichbar werden. Dabei könnte die Verkehrswende längst in vollem Gange sein: Mit dem Ausbau von öffentlichem Nah- und Fernverkehr kann das Reisen auf die Schiene kommen. Breite Straßen und riesige Parkplätze können Fuß- und Fahrradwegen weichen. Mit fahrscheinfreiem Nahverkehr und einer Stadt der kurzen Wege können Innenstädte autofrei werden – ganz ohne schmutzige Luft, Blechlawinen, Lärm und Asphaltwüsten. Und auch für die klimaschonende Anbindung des ländlichen Raumes können die Weichen schon heute richtiggestellt werden. Wir wollen die Wende – jetzt! Es reicht nicht mehr, selbst Fahrrad und Bahn zu fahren. Wenn Regierung und Konzerne blockieren, müssen wir uns selbst dem Verkehrswahnsinn in den Weg stellen. Wir werden dahin gehen, wo die Auto-Industrie ihr glitzerndes Image poliert und ihre schmutzigen Karossen als Zukunft verkauft. Wir wollen die Macht der Autolobby brechen! Kommt deshalb vom 13.–15. September nach Frankfurt und blockiert mit uns die IAA!

Programm:

13.09. – 18:00 Uhr: Abendveranstaltung von attac: “Verkehrswende gemeinsam durchsetzen”
14.09. – Fahrrad-Sternfahrt und IAA-Demo Auftakt: 11:30 Uhr, Hauptwache, Frankfurt
15.09. – Protesttag: Sand im Getriebe
Mehr Infos: www.sand-im-getriebe.mobi

Fridays for Future ruft auf zum Generalstreik am 20. September

Ein weltweiter Streik am Freitag, 20.9. ist der Beginn einer Aktionswoche der FFF für das Klima. Viele hypen die Schüler*innen der Fridays for Future, andere biedern sich bei ihnen an oder belächeln sie und wollen sie sogar mit Bußgeld zur Schule zwingen.

Viele von uns hoffen auf ihre schnelle Radikalisierung oder erwarten im Gegenteil das baldige Abflauen und Ende der Bewegung. In der Tat gibt es einiges an ihren Forderungen und Aktionen zu kritisieren. In einem Punkt haben sie unbestritten recht: Eine andere Zukunft ist keine Aufgabe für deren Generation, sondern gilt für alle.

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