Rebellion für das Leben – Wie Fridays for Future jetzt weitergehen muss

26.04.2019 Zündlumpen

Fridays For Future hat in den letzten Monaten Klimaschutz in das öffentliche Bewusstsein gestreikt. Die Menschen in ihren SVUs fahren jeden Freitag an uns vorüber oder stehen hinter uns im Stau und hören währenddessen das Radio über die „Kinder“ berichten. Politiker beteuern, wie wichtig sie unser Engagement finden. Bio-Eltern schreiben ihren Sprösslingen Entschuldigungen und Schulleitungen schreiben Verweise. Merkel beteuert wie wichtig sie den Klimaschutz findet.

Doch dieser gesellschaftliche Aufruhr und all dieses Berichten und all diese Diskussionen sind schlussendlich nur heiße Luft. Die gleiche heiße Luft, die bei jeder Bundestagsdebatte und bei jeder Kabinettssitzung zu diesem Thema den Politiker*innen die weißen alten Ärsche wärmt. Dabei ist heiße Luft grundsätzlich nichts Schlechtes. Auch wenn Politiker*innen warm wird, ist das grundsätzlich nichts Schlechtes. Doch die Luft muss heißer werden, sie muss brennen. Die Politiker*innen dürfen nicht auf gut gewärmten Stühlen sitzen, sondern auf glühenden Kohlen.

Allerdings kann das Fridays For Future nicht. Denn FFF ist nur ein ein Pulverkörnchen. Ein Pulverkörnchen, das hoffentlich eines der letzten in einem sehr vollen Fass sein wird. Den Funken müssen andere liefern. Der Funken muss von den tausenden und Millionen jungen Menschen auf der Welt kommen, die gerade von der Politik ans Messer geliefert werden. Wir haben die moralische Pflicht nicht nur zu streiken, sondern „denen da Oben“, mal richtig Angst zu machen.

Wie genau soll das funktionieren? Denn das Problem ist ein riesenhaftes und schwer zu durchblinkendes. Natürlich ist es auch nicht nur ein Problem, welches gelöst werden muss. Es sind unglaublich viele Probleme und wahnsinnig mannigfaltige. Allerdings haben all diese Probleme auch Namen. Aufgezählt werden sie täglich hundertmal. Verstanden werden sie selten. Auch ich erhebe keinerlei Anspruch auf die absolute Korrektheit meiner Thesen und Analysen. Daher werde ich versuchen, sie so generell wie möglich zu halten, denn sie sind mehr als Gedankenanstoß und Interpretationsanregung gedacht.
Dazu gibt es zwei Punkte, die ich ansprechen möchte. Der erste ist mehr eine Analyse größerer Zusammenhänge der andere ein Vorschlag für weiteres politisches Vorgehen.

Meiner Meinung nach hat die Menschheit nur ein einziges Problem, welches allerdings noch nicht in seiner Gesamtheit verstanden werden kann. Ich möchte sogar behaupten, dass ich mir nicht sicher bin, ob der Mensch in seiner momentanen psychischen Ausprägung dazu fähig ist. Das heißt, dass wir möglicherweise aufgrund der Art und Weise wie unser Gehirn aufgebaut ist, keine Kapazitäten dazu haben, es zu lösen. Denn seit Jahrtausenden arbeiten wir zielstrebig auf unsere Vernichtung zu. Zuerst schien alles sehr harmlos. Mensch schuftete als Sklave oder schlug sich in Saus und Braus den Bauch voll. Aber bis auf ein paar kleinere Kriege gab es nichts Größeres zu befürchten. Imperien kamen und gingen, aber wir wurden kontinuierlich mehr. Die Produktion musste kontinuierlich gesteigert werden, die alten Unterschiede zwischen oben und unten blieben die gleichen. Die Maßstäbe wurden nur immer größer. Der Vernichtungsaspekt kam, geboren aus dieser Produktionswut und Profitgier, mit der Industrialisierung. Sie brachte teilweise auch großartige Errungenschaften und Möglichkeiten auf die wir nie wieder verzichten wollen würden. Das ist auch gar nicht schlimm. Aber nun stellt sich heraus, diese Art und Weise zu leben wird uns früher oder (nicht wirklich viel) später vernichten.

Meiner Meinung nach müssen wir daher die Balance finden zwischen einer Umweltbewussten und trotzdem technologisierten Gesellschaft. Doch wichtig dabei zu beachten ist, und das dürfen wir nie vergessen, dass der Großteil der Technologien heutzutage (Smartphones, Internet, Produktionsketten) Konsumgüter sind. Sie sind von einer Gesellschaft erschaffen, die ein Interesse an ihrem Fortbestehen hat. Sie sind also nur dazu da, um die bestehenden Verhältnisse zu reprodozieren.

Wir müssen also in unserem alltäglichen Leben differenzieren zwischen Technologie, die wir konsumieren und die wir bzw. uns nutzen. Wir sollten uns bewusst sein, dass eine ständige Kommunikation über Bildschirme nur eine sehr minimale Wiedergabe echter menschlicher Kommunikation ist.
Der Protest organisiert sich schon seit langem über Social Media. (Allein den Begriff finde ich persönlich unglaublich widersprüchlich). Jeden Freitag zwischen 1100 und 1500 wird er zu echter menschlicher Interaktion, dann treffen sich gleichgesinnte Schüler*innen aus ganz München und kommen zusammen um diese Welt zu retten. Doch wenn unser Weg um das zu erreichen der Protest ist, dann kann er nicht nur einmal die Woche an einem Freitag zu wirklichen Handlungen werden. Wir müssen die Angst, die wir freitags seit einigen Monaten auslösen, endlich auf den Rest der Woche ausweiten.

Wir sollten uns in Gruppen zusammenfinden und uns dort ausleben. Wir sollten die gegebenen Regeln anzweifeln und und bewusst friedlich brechen. Wer sagt denn, dass das Lehrpersonal das Thema der Unterrichtsstunde, oder sogar den Ort bestimmt. Wer sagt denn, dass für produktiven Unterricht überhaupt eine Lehrperson anwesend sein muss? Die Räume stehen doch da, viele von ihnen sind tagsüber auch gar nicht benutzt. Warum nehmen wir sie uns nicht einfach und bestimmen selbst was in ihnen geschieht. Gemeinsam und individuell. Fridays For Future ist eine Bewegung, die von uns gestaltet und geführt wird. Wir sollten sie alle gemeinsam gestalten.
Jeden Freitag läuft ein Antikapitalistischer Block mit einem grünen Banner. Dieser sollte größer werden. Die meisten Leser*innen dieser Zeitschrift gehen höchstwahrscheinlich nicht zur Schule. Doch auch sie sind dazu aufgefordert, sich freitags den Demonstrationen anzuschließen und eigene Aktionen des zivilen Ungehorsams zusammen mit Schüler*innen zu veranstalten. Momentan wird daran gearbeitet, Schulen untereinander zu vernetzen. Denn jede Schule mit einer organisierten Gruppe hat viel mehr Potential für derartige Aktionen. Aktionen zivilen Ungehorsams sollten einen möglichst friedlichen Ausdruck haben. In Schulen ist es wichtig, dass die kläglichen Zustände unseres Bildungssystems aufgezeigt werden. Am besten zu erreichen ist das durch alternativ Angebote und Vorschläge von den Schüler*innen, wie es besser zu gestalten ist. Wichtig dabei ist, dass sich nicht im begrenzten ja einengenden Raum der Institutionellen Regeln gehandelt wird, sondern diese bewusst friedlich und eigenwillig gebrochen werden.

Organisiert euch, wehrt euch, befreit euch!

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