Dokumentationen zum G20

Brandanschlag auf Porsche-Zentrum – Zehn Luxusschlitten ausgebrannt

Hamburg 6. Juli 2017
(H)eat the rich – Attack G20! Gegen die Stadt der Reichen. Vielleicht in einer „Mischung aus Gelassenheit und Entschlossenheit“ haben wir heute morgen auf dem Außengelände des Porsche Zentrums in Hamburg Eidelstedt zahlreiche original verpackte Luxuswagen trotz Security-Bestreifung in Brand gesetzt.
Bevor sie uns alltäglich im Straßenbild ankotzen, habe wir uns entschlossen, sie vorsorglich gleich im frisch ausgelieferten Neuzustand zu entsorgen. Vor dem Hintergrund einer gigantischen Obdachlosigkeit (nicht nur unter den Protestierenden zu Gipfelzeiten!) in einer Stadt mit den meisten und dicksten Geldsäcken widert uns der auf den Straßen zur Schau gestellte Reichtum an. Wir erwähnen in diesem Zusammenhang gern das aktuell im Bau befindliche Prestige-Projekt, in Hamburg ein neues Porsche-Protz-Zentrum zu errichten.
Wir haben uns ebenfalls zusammen gefunden, um der Machtphantasie eines Innensenats zu trotzen, jegliche Eigenständigkeit des Handelns innerhalb einer Großstadt im Ausnahmezustand per Bullengroßaufgebot zu ersticken. Nein, Andy, das gelingt nicht. Militanter Widerstand ist möglich, egal wie groß das potenzsteigernde Aufgebot an Wasserwerfern auch sein mag. Wir werden weiter an Stellen auftauchen, die ihr nicht auf dem Schirm habt. Euer Anspruch einer brachialen Kontrolle von Protest im Dudde-Wahn einer superlativen Polizeileistungsschau wird dem Senat eher das Genick brechen.
Wir möchten mit diesem kleinen Luxus-Feuerchen die Herzen aller Freund*innen aus Europa erwärmen, die sich trotz medienvermittelter Abschreckung auf den Weg nach Hamburg gemacht haben. Schön, dass ihr da seid!
Herzliche Grüße an die anarchistischen Gefangenen!
Lemmy Grillmaster<br

Scherbenfest im Business Improvement Distric (BID) Waitzstraße

Hamburg 6. Juli 2017
Dieses Mal war es keine alte Dame oder der etwas kurzsichtige Herr von gegenüber, die beim forschen Einparkversch bei einem Schaufenster Glasbruch verursachten. Dieses Mal war es kein liebliches Lichterfest, das in der beschaulichen Einkaufsstraße der betuchten Wohngegend gefeiert wurde. Dieses Mal waren wir es: Ein kapitalismuskritischer Haufen von schwarz Vermummten mit Hämmern und Bengalos, die für Licht und Scherben sorgten.
25 Business Improvement Destricts (BID) soll es mittlerweile in Hamburg geben. Darunter werden solche Geschäftsgegenden verstanden, in denen Anlieger_innen in Eigenorganisation Maßnahmen zur Quartiersaufwertung initiieren. Insgesamt zahlen Hamburgs Grundeigentümer_innen 55 Millionen Euro für die Verschönerung der 25 Straßen. Dabei werden sie von der Stadt finanziell unterstützt. Für die Waitzstraße bedeutet das, dass die 640.000 Euro der Eigentümer_innen mit 1.400.000 Euro vom Bezirk und 1.300.000 Euro vom Stromnetz Hamburg aufgestockt werden. Öffentliche Gelder für eine Straße, in der schon jetzt kein Platz für jene ist, die kein Geld auf eine der vielen Bankfilialen in der Waitzstraße anlegen können und die keine Kreditkarte zum Shoppen haben. Keine Bleibe für jene, die geflüchtet sind. Kein Ort für jene, die wohnungslos sind.
Die Aufwertung der Waitzstraße soll bis zum Herbst 2017 abgeschlossen sein. Altonas Bezirksamtsleiterin Liane Melzer (SPD): „Die Waitzstraße ist eine der schönsten Straßen nicht nur Altonas, sondern ganz Hamburgs. Mit der Sanierung jetzt wird sie wieder in ihrem alten Glanz erstrahlen.“
Wir meinen, mit der Demmolierung zeigen wir unseren Dissens zur Hamburger Linie der Ausgrenzung und Vertreibung. Zugleich zeigen wir Scholz und Grote, Dudde und Meyer, dass wir uns nicht durch ihre Drohungen abschrecken lassen, um statt zu demonstrieren brav zu Hause bleiben. Ihre Verbote und Propaganda machen uns nur wütender. Der lebensgefährliche Angriff der Bullen auf die „Welcome to hell“-Demo steigert unseren Hass! Deswegen haben wir mal ausgepackt, Dudde-Herzinfarkt!
ANGRIFFSGEMEINSCHAFT WAITZSTRASSE (AGW)<br

Diplomatenfahrzeug abgebrannt

Hamburg 8. Juli 2017
Wir haben am frühen Morgen des Gipfel-Samstags ein im Dohrnweg geparktes Diplomaten-Fahrzeug (Kennzeichen 0-) in Hamburg-Sternschanze angezündet. In unmittelbarer Nachbarschaft zur begrüßenswerten, politischen Randale am Schulterblatt brannte der Kleinbus für den Transport von Regierungsangehörigen vollständig aus.
Wir möchten diese Aktion als eine von vielen dokumentieren, die sich in Hamburgs aufständischen Tagen weder als „sinnlos“ noch „ungezielt“ diffamieren lassen. Wir sind dabei explizit solidarisch mit den Plünderungen und Ausschreitungen der Gipfelnächte, die aktuell von einigen leichtfertig als „kontraproduktiv“ abgeurteilt werden. Kritik an einzelnen Aktionen muss jederzeit möglich sein – manchmal sogar öffentlich. So bedauern wir z.B. die zerstörten Kleinwagen der Gipfelrevolte. Eine quasi-pauschale Distanzierung von der Gesamtheit der Geschehnisse einer Nacht in der Schanze halten wir jedoch für bürgerlich, politisch falsch und fatal. Das gilt auch für die Reduktion der Kritik auf ein „Bitte nicht in unserem Viertel“.
Wir, die wir den Kontrollverlust als revolutionäre Chance propagieren; wir, die wir mit der Parole „Alles für Alle“ Aneignungsaktionen begrüßen und anregen, sollten die „Verselbständigung“, das „Spontane“ der Ereignisse einer bemerkenswert widerständischen Nacht nicht diskreditieren. Wir können nichts Anstößiges am Gratis-Einkauf bei Rewe und Budni erkennen. Dass viele im Viertel dies als bedrohlich empfinden, ist bedauerlich aber nicht verwunderlich. Ist die Plünderung und das Abfackeln des Bolle-Supermarks am ersten Mai 1987 in Berlin nur deshalb ein positiver Bezugspunkt für uns, weil es uns als weit zurück liegendes Geschichtsereignis nicht mehr in Bedrängnis bringt?
Gezielte Angriffe gegen Polizeikonvois, gezielte Zerstörung von Gipfelinfrastruktur als einfacher vermittelbares militantes Handeln ist doch ohne die „Randale“ eines temporären Aufbegehrens (übrigens an mehreren Orten Hamburgs!) gar nicht denkbar. Wir glauben zu wissen, dass die jetzigen Bedenkenträger*innen das bislang ebenso gesehen haben. Wir verstehen, dass viele nun die innenpolitische Hetze eines repressiven law-and-order Kurses im anstehenden Wahlkampf fürchten. Wir verstehen, dass mensch geneigt sein könnte, politischen Schaden von den eigenen Strukturen abzuwenden. Die Kategorisierung widerständischen Handelns mit der Herabstufung von vermeintlich sinnlosen “Krawallen“ wird da jedoch nicht weiter helfen. Ein solidarisches Zusammenstehen der verschiedenen Protestspektren (das über weite Strecken des Gipfelprotests bemerkenswert gut geklappt hat) OHNE Abgrenzung von vermeintlich unpolitischen, vermeintlich auswärtigen „Randale-Kids“ erscheint uns als bessere Strategie.
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