Bei einer Panne ruft man den ADAC, bei Stress mit den Bullen die Rote Hilfe? So einfach ist es nicht. Allein schon, weil der ADAC nur seinen Mitgliedern hilft. Die Rote Hilfe hingegen versucht jede*r zu helfen, die aufgrund ihrer Politik von Polizei, Justiz und Geheimdiensten verfolgt wird. Jedoch hat sich in letzter Zeit gezeigt, dass die Rote Hilfe oft als Dienstleisterin missverstanden wird, bei der man sich Geld für die Anwältin abholen kann.
Staatliche Repression gegen Linke wird in der Szene oft unterschätzt. Eine Auseinandersetzung damit findet meist erst dann statt, wenn eine Bekannte aus der Szene vor Gericht steht. Ist der Prozess vorbei, ebbt auch das Interesse schnell wieder ab. Ebenso ist zu beobachten, dass sich linke Strukturen und Bündnisse nach ihren Aktionen wieder auflösen und oft gar nicht mehr existieren, wenn die Repression Wochen und Monate später einsetzt – die Betroffenen können auf sie zur Unterstützung nicht mehr zurückgreifen. Eine Musterlösung für den Umgang mit Repression gibt es dabei nicht. Es gilt, Repression als politisches Thema auf die Tagesordnung zu setzen, über Strategien zu sprechen und gemeinsam gegen Bullen, Staatsanwaltschaft und Richterinnen vorzugehen – vor und nach Aktionen.
In ganz Europa sitzen Aktivistinnen im Knast. Auch aus Frankfurt sind Genossinnen in Mailand, Paris und Barcelona eingefahren. In München findet seit Monaten ein Prozess gegen 10 internationale Aktivistinnen statt, denen Mitgliedschaft und Unterstützung der Auslandsorganisation der TKP/ML nach §129b vorgeworfen wird, ohne dass sie in Deutschland eine Straftat begangen hätten und auch bei den Pegida- und Blockupy-Prozessen werden einzelne zu absurden Strafen verurteilt, um andere abzuschrecken. Das ist politische Justiz! Betroffen sind wenige, doch gemeint sind wir alle – deshalb gehört Antirepression auf jede Agenda.
Damit die Strategie des Staats nicht aufgeht, seine linken Gegnerinnen mittels Strafverfahren, Polizeigewalt und Drohkulisse kleinzuhalten, darf es aber nicht erst dann Thema werden, wenn es zu spät ist. Solidarische Antirepression beginnt vor einer Aktion, durch gemeinsame Absprachen und Vorbereitung, Bezugsgruppen und Aufklärung, findet während der Aktion statt und hört nicht auf, wenn alle nach Hause gehen. Passt aufeinander auf! Informiert euch über die Strategien der Bullen und bereitet euch auf sie vor!
Eine feste Mitgliedschaft in der Roten Hilfe ist eine gute Sache, da wir so bundesweit Geld sammeln und dorthin verteilen können, wo es nötig ist. Wir helfen dabei allen, ob sie Mitglied sind oder nicht, ob sie einen deutschen Pass haben oder nicht und unabhängig davon, zu welcher linken Schublade sie sich zugehörig fühlen. Doch damit ist es nicht getan. Denn Repression verursacht mehr als Gerichtskosten, angefangen bei einem von den Bullen zerrissenen T-Shirt oder einem neuen Schlauchschal, der im Kessel entsorgt wurde – von einem neuen Laptop nach der Hausdurchuchung und den eventuellen psychischen Folgen ganz zu schweigen. Politische Antirepression ist nur so stark wie die linke Bewegung als Ganzes. Informiert euch, wo Solidarität nötig ist und wann Prozesse stattfinden, welche Aktionen vor, während und nach den Gerichtsprozessen stattfinden usw.
Informiert euch über Menschen, die in Haft sind, schreibt Briefe, macht ihren Knastalltag so erträglicher und lernt von ihren Erfahrungen. Repression fängt im Kopf an! Macht euch im Vorfe
d Gedanken, was passiert wenn ihr von Repression betroffen seid. Organisiert euch und redet mit euren Genossinnen, auch wenn es lästig zu sein scheint – es hilft.
Und wenn es brennt, kommt zu uns. Wir sind für euch da, um Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten.
Und die Moral von der Geschicht‘: Verbrechen kennt kein Limit – Hyper, Hyper auf der Autobahn der Solidarität!