Am 07.10.16 fand in Wetzlar am Abend eine Demonstration des „Nationalen Aktionsbündnis Wetzlar“ statt. Angemeldet von Thassilo Hantusch (Vorsitzender JN Hessen) sollte die Demonstration durch den von MigrantInnen geprägten Stadtteil Niedergirmes ziehen.
Der Protest von weiter über 1000 Menschen konnte dies verhindern und die ca. 80 Nazis mussten auf eine Ersatzroute ausweichen, welche zwar ärgerlicherweise durch die Innenstadt führte, selbige hatte aber an dem Abend eine geringere symbolische Bedeutung.
Auch in der Altstadt kam es immer wieder zu kleinen Blockaden und kurzen Verzögerungen. Viele Menschen aus Wetzlar und Umgebung machten gemeinsam mit zugereisten AntifaschistInnen ihrem Unmut immer wieder in direkter Nähe der Nazis Luft.
An der Demonstration der Nazis beteiligten sich viele bekannte Gesichter aus völlig verschiedenen Spektren. So war u.a. Melanie Dittmer angereist, welche auch zeitweise die Führung der Demonstration übernahm, sowie die Kameradschaft „Berserker Pforzheim“., diverse lokale NPD-Mitglieder und das AKK mit Gordon Eberhard, Danny Wolff, Maximilian Reich und Kai Wagner („Antikapitalistisches Kollektiv Hessen“).
Eine Mischung die scheinbar nicht funktionierte. Während die „Berserker Pforzheim“ sich aufführten, wie sie es immer tun (laut gröhlen, betrunken sein, böse gucken, ganz oft „Fotze“ und „Antifahurensohn“ brüllen und dabei aussehen wie brutale Kneipenschläger), die NPDler ihre Fahnen schwenkten (Hantusch, Gorr), grenzte sich der aus ca. 20 Personen bestehende Block der AKK um Maximilian Reich und Danny Wolf (ehemals Autonome Nationalisten Wetzlar) ganz klar vom Rest der Demonstration ab und es war eindeutig, dass beide Teile möglichst nichts miteinander zu tun haben wollten. Auch der aufgrund eines Molotov-Cocktails Anschlages auf einen kirchlichen Sozialarbeiter zu mehreren Jahren Haft verurteilte Phillip Anderle beteiligt sich an der Demonstration. Seit seiner Freilassung vor einem Jahr ist er wieder regelmäßig auf Demonstrationen zu sehen.
Hinter ihren Transpis versteckt und in Schildkröten-Formation lief das AKK „Nationaler Sozialismus jetzt“ brüllend ein paar Meter vor der Demonstration. Das Fronttransparent sah dabei haargenau so aus wie das Fronttransparent einer Antifa Demonstration gegen Burschenschafter vor einem Jahr in Marburg. Im Nachgang berichtet das AKK über Polizeigewalt und eigene verletzte Kameraden. Zitat: „Unsere Route war klar. Nach zähen Diskussionen wurde uns zugesichert, dass wir ohne Eingriffe und friedlich zum Bahnhof laufen dürfen. Auf dem Rückweg fingen die Polizisten in einer engen Seitengasse ohne ersichtlichen Grund jedoch an, auf unsere Aktivisten einzuschlagen und verletzten dabei auch andere Menschen massiv.“ Auf Facebook wird ein Bild eines verletzten Kameraden mit Platzwunde gepostet. Inwieweit dem Glauben zu schenken ist, ist völlig unklar. Fakt ist nur, dass es das AKK innerhalb weniger Wochen zweimal geschafft hat relativ unbehelligt in hessischen Städten herumzulaufen. Tendiert die gesellschaftliche Relevanz dieser Gruppierung zwar gegen Null, so ist sie trotzdem eine Gefahr für AntifaschistInnen, MigrantInnen etc., sollte mensch ihnen zufällig mal alleine in der Frankfurter Innenstadt begegnen.
Es liegt an uns dafür zu Sorgen, dass die Idioten das nächste Mal auf Facebook nicht wegen der Bullen rumheulen, sondern weil sie einer Horde AntifaschistInnen begegnet sind.