Tipps zum Statuensturz
Die letzten Wochen waren nicht gerade die besten für Statuen. Von Bristol, England, bis Birmingham, Alabama, haben Menschen auf der ganzen Welt mit dem Erbe des Rassismus gekämpft, indem sie ihre Enterhaken um die Köpfe problematischer Denkmäler geworfen haben.
Solltet ihr euch zufällig in der Nähe einer Statue befinden, die missfällt, haben wir Wissenschaftler*innen nach den besten und sichersten Wegen gefragt, sie vom Sockel zu holen, ohne dass jemand verletzt wird – natürlich mit Ausnahme des leblosen Rassisten, der sowieso schon seit einem Jahrhundert tot ist. Hier wird Physik und Mechanik zur Entfernung von Statuen genutzt, angesichts der internationalen Aufmerksamkeit, die das Stürzen von Denkmälern und Statuen gerade erhält.
Es besteht Verletzungsgefahr, bei dem Versuch, eine Statue zu entfernen oder zu zerstören, selbst wenn ihr die in diesem Artikel vorgestellten Informationen, Materialien oder Werkzeuge anwendet.
1. Der physikalische Ansatz
Die Kraft, die erforderlich ist, um eine Statue herunter zu ziehen, ist nicht so groß, wie man denkt, sagt der Maschinenbauingenieur Scott Holland. Die meisten Statuen sind aus Bronze mit einer Legierung aus 90% Kupfer und 10% Zinn und einer maximalen Dicke von 8 cm. Das Kupferblech der Freiheitsstatue etwa ist nur 8,5 cm dick.
Holland sagt, dass die durchschnittliche Statue einer Person höchstens 1700kg wiegt, eine Pferdestatue wiegt ungefähr 3500 kg. Das Maximum für horizontales Ziehen pro Person liegt bei 25kg – „aber das gilt für geschulte Leute“, sagt er, „ihr müsst wahrscheinlich doppelt so viel Kraft aufwenden“. Bei 50kg Kraft sprechen wir also von einem 34-Personen-Job, um eine Statue herunter zu ziehen, sagt Holland. Aber um sie wirklich herunterzuholen, „gehen wir von der doppelten Kraft, die benötigt wird aus – also brauchen ihr doppelt so viele Leute“, sagt Holland. Bevor ihr also anfangt zu kippen, organisiert besser 70 Genoss*innen.
Jetzt, wo ihr eine Bezugsgruppe habt, braucht ihr das richtige Werkzeug. Holland schlägt vor, sich ein paar 4×4-Bergungsgurte zu schnappen, die für über 17.000 kg ausgelegt sind und weit weniger schwerfällig als eine Kette sind. Seid ihr damit ausgerüstet und wollt ihr Hebelwirkung erzielen, müsst ihr die Gurte um den Kopf oder den Hals der Statue legen.
Um die Statue von ihrem Sockel zu lösen, teilt euch in zwei Teams auf beiden Seiten auf und arbeitet mit einer hin und her Bewegung. Die meisten Statuen sind mit einem 2-3 Meter langen Bewehrungsstab im Sockel befestigt, so dass man sie an der Bronze über dem Bewehrungsstab bricht – nicht am Bewehrungsstab selbst, denn der ist aus Stahl. „Als die USA am 9. April 2003 in Bagdad die Statue von Saddam Hussein vom Sockel holte, konnte man sehen, wie seine Statue an der Stelle kippte, an der sich der Bewehrungsstab im Sockel befindet“, sagt er.
Falls ihr keine 70 Leute organisieren könnt, ihr es trotzdem mit einem kleineren Sturzkommando versuchen wollt, müssten ihr das Denkmal selbst schwächen: Da kommt die Temperatur ins Spiel:
Die Streckgrenze ändert sich sehr stark mit der Temperatur. Eine Statue aus 90% Kupfer/10 % Zinn hat zum Beispiel bei Raumtemperatur eine Streckgrenze von 31,4 Megapascal – im Vergleich zu 275 MPa bei 6061 Aluminium – „also strukturell“, sagt Holland, „ist sie nicht schwer zu brechen“.
Bei 35 Personen müsst ihr die Streckgrenze der Statue halbieren, indem ihr sie erwärmt. Und wie macht man das? Bei einer Bronzestatue liegt ihre Zieltemperatur bei etwa 450°C. Man könnte einen Butan-Brenner oder besser einen Propan-Brenner nehmen, letztere brennen heißer. Es braucht 15 bis 20 Minuten, aber es erleichtert vieles.
Achtet nur darauf, die richtige Schutzausrüstung zu tragen und dass sich niemand unter der Statue befindet, wenn sie herunterfällt. Das bedeutet, ein langes Seil zu verwenden, um sicherzustellen, dass die erste Person am Seil weiter von der Statue entfernt ist als die Statue hoch ist. Verwendet den Satz des Pythagoras zur Berechnung.
2. Der chemische Ansatz
Seid ihr ein kleines Team oder ganz allein, ist es das Beste, das verdammte Ding einzuschmelzen. „Die Formel ist sehr einfach“, sagt Chris Harrison, Chemieprofessor an der San Diego State University. „Es steht 3:1 nach Masse von Rost und Aluminiumpulver. Man mischt das zusammen und verwendet ein Stück Magnesium, das man als Hochtemperatur-Sicherung verwendet. Und wenn ihr keins habt, geht auch eine Wunderkerze.“ Der Schmelzpunkt der hypothetischen Bronzestatue liegt bei 950°C, aber selbst wenn man auf einen rassistischen Guss aus Kupfer trifft, könnt ihr beides leicht mit Thermit schmelzen, da es bei 1371 °C brennt.
Thermit brennt zwar fast halb so heiß wie die Sonne, aber es ist nicht explosiv. „Man könnte das Thermit mit Hilfe eines Plastikeimers um die Knöchel der Statue packen, um sie vom Sockel zu holen“, sagt Harrison. „Dreht die Eimerhälften um und platziert sie auf beiden Seiten der Füße, schüttet das Thermit hinein und packt es so gut wie möglich ein. Je weniger Leerstellen bleiben, desto effizienter wird die Reaktion sein. Sobald man die Knöchel der Statue geschmolzen hat, sollte sie einfach umfallen, sagt Harrison, da dieses Metall wahrscheinlich alles über ihr stützt.
Freie Übersetzung eines Texts auf
„Popular Mechanics“