Möllner Rede im Exil in Frankfurt

Es sprechen: Idil Baydar und Angehörige der Familie Arslan

Der Aufruf, Erinnerung zu erkämpfen – an das Geschehene, Vergessene, Verschwiegene, die Ursachen und Folgen, an das Davor und Danach – ist aktueller denn je. Ayse Yılmaz (14), Yeliz (10) und Bahide Arslan (51) wurden am 23.11.1992 durch rassistische Brandanschläge auf das Haus der Familie Arslan ermordet. Weitere Familienmitglieder wurden schwer verletzt.
Vier Jahre war die Möllner Rede Teil des offiziellen Gedenkens der Stadt Mölln. Im Jahr 2013 wurde sie gestrichen. Dass die Familie die Redner*innen selbst aussucht, schien nicht länger erwünscht. Seitdem findet die Möllner Rede im Exil statt – als kritische Bestandsaufnahme zu gesellschaftlichem Rassismus, Neonazismus und Umgang mit Gedenken.
Gedenken ist immer auch ein Erinnern an Gewalt. Es macht rassistische und rechte Strukturen sichtbar, die diese Gesellschaft prägen und Hetzreden, Pogrome und Morde erst ermöglichen. Damals und heute.
Erst wenn Betroffene ihre Geschichten erzählen, wir zuhören und uns austauschen, können wir die Gesellschaft verändern. Es gibt viele Erfahrungen, Verletzungen und Bedürfnisse: Sie gilt es zu hören und zusammenzubringen, um Erinnerungspolitiken herauszufordern: Als Kollektiv in der Vielfalt.
Das ist auch in Hessen von Bedeutung. Seit über einem Jahr erhält die Frankfurter Anwältin Seda Basay-Yıldız rassistische Morddrohungen, unterschrieben mit NSU 2.0. Im Fokus der Ermittlungen: die Frankfurter Polizei. In Wächtersbach wird mehrfach auf einen schwarzen Mann geschossen. Motiv: Rassismus. In Kassel wird Regierungspräsident Walter Lübcke ermordet. Der Täter: ein Neonazi. Die Rede hält Idil Baydar, Schauspielerin und Kabarettistin, die im Frühjahr selbst rassistische Morddrohungen per SMS erhielt.

Die Rede wird von dem Vorbereitungskreis „Möllner Rede im Exil“ in Frankfurt in enger Kooperation mit Familie Arslan und dem „Freundeskreis im Gedenken an die rassistischen Brandanschläge von Mölln 1992“ organisiert.

Am 6. November präsentiert Regisseur Mirza Odabasi seinen Film „93/13 – 20 Jahre nach Solingen“ im Hafen 2, Nordring 129, 19 Uhr.

Am 30. November, 15-18 Uhr, findet eine Diskussion über „Wie weiter? Perspektiven für Rhein-Main“ statt, im Hausprojekt Nika, Niddastraße 57, Frankfurt.

Am 17. November halten Idil Baydar und Angehörige der Familie Arslan die Möllner Rede im Exil, Historisches Museum Frankfurt, Saalhof 1, 14 Uhr.

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