Lokale Bürgerinitiativen im Rheingau-Taunus-Kreis haben sich erfolgreich gegen den Bau einer Grillkohle-Fabrik in der Nähe von Heidenrod-Huppert gewehrt! Bei einem Bürgerentscheid Anfang November stimmten über 72 % der Bürger*innen gegen den geplanten Bau der französischen Firma Carbonex. Vorausgegangen waren Monate des Protests. Carbonex wollte ein bis zu 17 Hektar großes kommunales Waldstück gegenüber dem Hupperter Sportplatz kaufen und dort die Fabrik errichten. Die Gemeinde hatte ein Bauleitplanverfahren eröffnet und gleichzeitig beschlossen, die Bürgerinnen und Bürger um ihre Zustimmung zu bitten. Vor allem die regional führenden SPD-Politiker*innen setzten sich für den Bau ein mit dem Argument, Carbonex brächte neue Arbeitsplätze und Einnahmen aus Gewerbesteuern und Flächenverkauf. Die Lokalpolitiker*innen ahnten wohl, dass diese Argumentation nicht ausreichen würde und warben für die Ansiedlung der Holzkohlefabrik mit Verweis auf die „Nachhaltigkeit“ der Holzkohleproduktion – Carbonex erstelle in einem „patentierten Verfahren Holzkohle aus nachhaltigen zertifizierten Quellen“. Außerdem würden die anfallenden Nebenprodukte umweltfreundlich verbrannt, um Strom und Wärme zu erzeugen. Das übliche Greenwashing halt.
Geplant war, 17 – 23 Hektar Wald für die Fabrik zu roden. Die Gegner*innen machten deutlich, dass es zu einem zusätzlichen Ausstoß von etwa 300.000 t CO2 gekommen wäre. Zudem wäre das Holz aus einem 150km Umkreis – Hunsrück, Westerwald, Eifel, Spessart, Odenwald – angeliefert worden. Das Unternehmen plante, 180.000 Kubikmeter „Hartholz“, hauptsächlich Buche, in der Fabrik zu verarbeiten.
Dabei sind die Folgen der vergangenen drei trockenen Sommer für die Wälder in Deutschland unübersehbar. Gerade deshalb ist es immens wichtig, diese Ökosysteme – wie im Dannenröder Wald – zu erhalten. Neben der Trockenheit hat jedoch auch die Bewirtschaftung der Wälder einen maßgeblichen Anteil an dem aktuellen Zustand. Das Öffnen der Kronendächer durch Baumfällungen zur Holznutzung führt zu einer größeren Sonneneinstrahlung auf den Waldboden und somit zu einer verstärkten Erwärmung, Austrocknung und Verschlechterung des Mikroklimas im Wald und somit einer zusätzlichen Schwächung des Ökosystems gegenüber klimatischen Veränderungen. Zudem spielen intakte Laubwälder im Klimaschutz eine wichtige Rolle als Kohlenstoffsenke. Das Verbrennen von Holz führt hingegen in den kommenden Jahrzehnten zu einem CO2-Anstieg in der Atmosphäre.
Für Grillkohle werden etwa 20-30 Jahre alte Bäume genutzt, die zur „Waldpflege“ entfernt werden. Klingt nach Entsorgung von überflüssigem Restholz, aber moderne Forstwissenschaftler*innen empfehlen, die Bäume im Wald zu lassen, wo sie auch zukünftig Wasser und CO2 speichern.
Grillkohle ist an sich schon problematisch – die in Deutschland verkaufte Holzkohle wird überwiegend importiert und stammt zu 70% aus Polen, der Ukraine, Nigeria und Paraguay. Oft stammt die Kohle aus Tropenholz. So gesehen ist Grillkohle aus Europa zwar weniger katastrophal, aber weiterhin klimaschädigend. Alternativen gibt es bereits z.B. aus heimischen Maisspindeln…
Der Ortsverband der „Grünen“ hatte sich übrigens – wenig überraschend – für den Bau der Fabrik ausgesprochen. Selbst die FDP hätte in ihrer Argumentation den wirtschaftlichen Schwerpunkt nicht deutlicher machen können. Dazu passt die Information, dass die Ansiedlung laut des lokalen Bürgermeisters von Hessen Trade & Invest GmbH (HTAI) eingefädelt wurde. Diese Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft untersteht dem hessischen Wirtschaftsminister Tarek Al Wazir…
Die Bürgerinitiativen haben vor Ort viele Menschen mobilisieren können, es gab mehrere Demos und Kundgebungen vor Werbeveranstaltungen der lokalen Politik. Auch gegen Vereinnahmungsversuche von Rechts wehrten sich die Bürger-Inis und grenzten sich deutlich gegen Rassismus und Rechts ab. Ein schöner Erfolg im Rheingau – darauf einen Riesling!
Mehr Infos:
https://www.kein-wald-fuer-kohle.de
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