Sie sind dort drinnen für uns, wir sind hier draußen für sie!

Dass linke Aktivist:innen in Deutschland in letzter Zeit immer öfter im Knast landen, ist nicht von der Hand zu weisen. Vor allem nach den G20-Protesten und im Rahmen der Umweltproteste von „Ende Gelände“ oder der Waldbesetzungen fahren Leute vermehrt ein. So auch hier bei uns im Rhein-Main-Gebiet im Zuge der Besetzung des Dannis. Wie aber könnt ihr diese politischen Gefangenen unterstützen? Neben den momentan fast wöchentlich stattfindenden Soli-Kundgebungen an der JVA Preungesheim sind Briefe oder Postkarten eine gute Möglichkeit, die Gefangenen nicht allein zu lassen. Die Hemmschwelle, vor allem wenn ihr noch nie Briefe in den Knast geschrieben habt, kann dabei hoch sein. Im Folgenden wollen wir mit euch Tipps und Erfahrungen teilen, die es euch vereinfachen und Skrupel aus dem Weg schaffen sollen.

Ein Brief oder eine Postkarte kann ein Highlight des Tages hinter Gittern und eine wunderbare Solidaritätsbekundung von draußen bedeuten. Der Knastaufenthalt ist meist sehr eintönig, da verspricht jegliche Nachricht, ob von Bekannten oder Unbekannten, ein bißchen Ablenkung und Abwechslung. Einfach Anekdoten aus dem Alltag, ein Gedicht, ein guter Witz – alles Mögliche ist da denkbar. Menschen, die selbst schon einmal in einer Knastsituation steckten, berichten, dass sie sich eher über Geschichten und Nachrichten von draußen freuten, als dass es sie deprimierte. Jedoch solltet ihr darauf achten, über nichts zu schreiben, was einem:r selbst oder der adressierte Person Schwierigkeiten mit der Haftanstalt oder der Staatsmacht bereiten könnte. Denn eines sollten wir uns immer bewusst machen: Mitgelesen wird auf jeden Fall! Die letzte Verfolgungsjagd mit den Cops gehört zum Beispiel eher an einen Abend am Küchentisch als auf eine Postkarte (wenn sie denn überhaupt erzählt werden sollte)!

Der Umgang mit Post ist abhängig von der jeweiligen Haftanstalt. Erfahrungen haben gezeigt, dass unterschiedliche JVAs unterschiedlich reagieren. Wenn ihr einen regelmäßigen Briefkontakt in eine JVA pflegt, empfiehlt es sich, die Briefe durchzunummerieren, damit klar wird, wenn Briefe zurückgehalten werden. Ein wichtiger Punkt ist die Absenderadresse. Falls keine angegeben wird, kann die JVA die Weitergabe von Briefen an Gefangene verweigern und die Gefangenen können euch nicht antworten, falls sie das möchten – das Antworten kann als ein guter Zeitvertreib dienen.
Die Frage, inwieweit ihr eure persönlichen Daten angeben wollt, ist euch überlassen. Manchmal ist es eine Möglichkeit eine zugängliche Adresse, die aber nicht die eigene ist, anzugeben. Zum Beispiel die des Infoladens eures Vertrauens oder die eines Postfachs. Das kann allerdings dazu führen, dass die Post nicht bei den Empfänger:innen ankommt. Hier kommt es auch immer auf den Kontext an.

Einzelne Haftanstalten begrenzen auch die Anzahl der Briefe, die ein:e Gefangene:r empfangen oder schreiben darf. Falls ihr den Verdacht habt, dass ein Brief nicht ankommt, fragt am besten sofort bei der Haftanstalt nach oder erkundigt euch bei euren Antirepressionsstrukturen vor Ort, wie ein weiteres Vorgehen aussehen kann.
Ansonsten gibt es auch die Möglichkeit, Briefmarken oder Fotos mitzuschicken. Aber auch hier liegt es im Ermessen der Haftanstalt, ob diese herausgegeben werden oder nicht – erst kürzlich wurden zum Beispiel in Hessen Briefmarken nicht zugelassen wegen Angst vor LSD-Schmuggel
Wenn ihr andere zum Briefe schreiben anregen möchtet, dann könnt ihr zum Beispiel eine eigene Postkarte entwerfen und in den Läden eures Vertrauens auslegen oder anderweitig verteilen.
Also: An die Griffel, fertig, los!

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