Die Atlas-Initiative

Folgender Artikel ist vom Jounalisten Andreas Kemper. Wir haben ihn geklaut, gekürzt und neu arrangiert. Die Recherche ist zu einer milliardenschweren rechtslibertären Strömung mit logistischem Schwerpunkt in Frankfurt. Originale und weitere Recherchen auf andreaskemper.org
Das Frankfurter Netzwerk
Die Atlas-Initiative ist dem Anschein nach ein Projekt des Hauptgeschäftsführers von Degussa Goldhandel, Markus Krall. Ziel der Atlas-Initiative ist der Sturz der Regierung, wozu aktuell die Proteste in der Corona-Krise genutzt werden sollen, um sozialstaatliche Maßnahmen und das allgemeine Wahlrecht abzuschaffen.
Entstehungsgeschichte
Die konkrete Entstehungsgeschichte des Projekts Atlas-Initiative mit diesem Namen beträgt anderthalb Jahre. Die erste von mir gefundene Erwähnung der Atlas-Initiative im bestehenden Kontext ist ein Tweet von Markus Krall am 22. Oktober 2018. Nach außen hin blieb es dann für einige Monate ruhig. Hinter den Kulissen wird es zu Kooperationen mit Fritz Goergen und Markus Ross (adpunktum / Bockenheimer Landstraße 101 in Frankfurt a.M.) gekommen sein, deren Strukturen (Newsletter, Website, Adresse, Telefonnummer) die logistische Basis für die Atlas-Initiative stellen. Neben dieser logistischen Basis gibt es spätestens seit September 2019 eine relevante Verbindung zu Degussa Goldhandel von August von Finck.
August von Finck junior
Der Milliardär August von Finck junior erbte sein Vermögen vom Hitler-Unterstützer und Banken-„Arisierer“ August von Finck senior. (In den 00er Jahren wurde von Finck als Großspender der FDP bekannt „Möwenpick-Skandal. Seit den 10er Jahren gilt er als Großspender AfD.) 2010 kaufte August von Finck den „guten Namen“ Degussa, um das Unternehmen „Degussa Goldhandel“ aufzubauen. Im April 2012 ernannte Finck Thorsten Polleit zum Chefökonom von Degussa Goldhandel. Dieser begann sodann mit der Gründung des Mises-Instituts. Im Oktober 2012 trat das Ludwig-von-Mises-Institut Deutschland an die Öffentlichkeit mit Sitz in der Residenz von Degussa Goldhandel München. Am 06.09.2019 trat Markus Krall seinen Job als Hauptgeschäftsführer von Degussa Goldhandel an. Am 31.10.2019 wurde der Verein Atlas-Initiative eingetragen.Im Februar 2020 verkaufte August von Finck einen Großteil seiner Aktien beim Schweizer Unternehmen SGS im Wert von ca. 2,3 Milliarden (Anmerkung: und hat sie damit flüssig gemacht.) Finanzierte der 90-jährige Milliardär August von Finck in der Vergangenheit rechtspopulistische Partei wie Bund Freier Bürger oder neoliberale Kampagnen wie die vom Bürger-Konvent mit Millionenbeträgen, hat er nun Ideologen wie Thorsten Polleit (Mises-Institut) und Markus Krall (Atlas-Initiative) als Führungskräfte in seinem Unternehmen Degussa Goldhandel eingstellt.
Markus Krall
Markus Krall ist Hauptgeschäftsführer von Degussa Goldhandel. Ein normales Unternehmen würde sich Sorgen um seinen Ruf machen, wenn der Hauptgeschäftsführer in seiner Freizeit eine antidemokratische Umsturzbewegung aufbauen und von den Mächten des Teufels schwadronieren würde. August von Finck hat sich – soweit ich weiß – jedoch noch nicht zu Wort gemeldet. Obschon auch Markus Kralls Freizeitaktivitäten derart viel Raum einnehmen, dass sie sich parallel zu einer 60-Stunden-Woche eines Hauptgeschäftsführers eines Milliarden-Euro-Jahresumsatz-Unternehmens schwer vereinbaren ließen – oder habe ich da falsche Vorstellungen vom durchschnittlichen Arbeitspensum eines Hauptgeschäftsführers? Jedenfalls ist es merkwürdig, wenn jemand am 6.9.2019 seine Stelle als Hauptgeschäftsführer antritt und am 7.9.2019 bei der Landesfraktion der AfD in Kiel eine Rede hält (zu seinem Buch, nicht zur Firma). Krall schrieb in seiner Zeit als Hauptgeschäftsführer ein Buch, dass seit Wochen beim Spiegel weit oben ist, gründete einen Verein, der noch dieses Jahr bereit gemacht werden soll zur „Konterrevolution“ und hielt in den wenigen Monaten – nur ausgebremst durch Corona – mehrfach wöchentlich Vorträge oder gab lange Interviews.
Meine These: Markus Krall setzt seine antidemokratischen Endzeit-Umsturz-Aktivität nicht neben oder trotz seiner Stelle bei Degussa Goldhandel um, sondern mit seinem Posten. Degussa Goldhandel scheint seine Aktivität – unter anderem auch durch die Zusammenarbeit mit Thorsten Polleits Mises-Institut – zu fördern. Besorgniserregend sind Kralls Crash- und Umsturzthesen, da es ganz real bewaffnete Prepper-Gruppen wie Nordkreuz gibt. Auch wenn die Umsturzphanatisen nicht für einen Umsturz reichen – für Anschläge im apokalyptischen Wahn reichen sie allemal.
Fritz Goergen
Fritz Goergen hatte bereits 1992, als er noch in der Geschäftsführung der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung saß, zusammen mit Detmar Doering (bis 2015 Leiter des “Liberalen Instituts“ der Friedrich-Naumann-Stiftung) die Kampagne „Bürger zur Freiheit!“ gestartet. Ein Jahrzehnt später war Fritz Goergen der Mann hinter Jürgen Möllemanns „Projekt 18“. Mit der Konzeption als „Protestpartei“ konnte die FDP 2002 ihren Stimmenanteil mehr als verdoppeln. Elisabeth Niejahr charakterisierte Goergen in der ZEIT mit dem Begriff „Der Anstifter“: Als Populist schüre er gezielt alte Ressentiments, Otto Graf Lambsdorff warnte seine Partei vor einer „Haiderisierung“ der FDP durch Goergen. Es gelte, jeden Tag eine Regel zu brechen, von „Frauenwitze“ bis zu einem „Hitler-Plakat“, skizziert die ZEIT Goergens Strategie. Bei jeder Kritik gehe man sofort in die Opferrhetorik.
Kurz vor dem Tod Möllemanns, der behauptete, Goergen verfolge das Prinzip des Tabubruchs mehr als er selber, verließ Goergen die FDP. Der FDP-Chronist Udo Leuschner schreibt hierzu: „Als Möllemanns Stern zu sinken begann und die Bundestagswahlen im September 2002 nur ein mageres Ergebnis erbracht hatten, trat Goergen im November 2002 aus der FDP aus. Kurz nach Möllemanns Tod wurde er als jener Geldbote enttarnt, der von einem Konto in Luxemburg eine Million Euro abgehoben hatte, mit der das Faltblatt gegen [Michael] Friedman finanziert worden war.“
Fritz Goergen ist seit mindestens fünf Jahren journalistisch aktiv. Er schreibt unter anderem die Kolumne „Goergens Feder“ im Magazin „Tichys Einblick“ und zwar ziemlich regelmäßig seit Dezember 2014. Insgesamt scheint er es seither auf mehrere hundert Kolumnen gebracht zu haben. Bereits 2015 konstatierte er eine „vorrevolutionäre Situtation“, allerdings damals noch ohne „Revolutionäre“.
Das „Ceros-Haus“ als logistische Basis
Die Etablierung des sogenannten „Ceros-Hauses“ in Frankfurt am Main zur logistischen Basis der Atlas-Initiative erfolgte schleichend. Unter anderem wurde der Newsletter von Ceros nachträglich als Newsletter der Atlas-Initiative präsentiert.
Kunsthandel: thomas punzmann contemporary
Der Geschäftsführer der Ceros Consulting GmbH, Markus Ross, ist Mitglied der Atlas Initiative. Im Juni 2019 erschien von Markus Ross ein Artikel in Tichys Einblick zum Maler Axel Krause. Krause ist AfD-nah, Kuratoriumsmitglied der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung. Krauses politische Einstellung führte zum Bruch mit einer Galerie in Leipzig, die seine Bilder nicht mehr ausstellen mochte. Mit dem Titel „Es geht nur total – die deutsche Begeisterung“ beklagte Markus Ross den angeblichen „Totalitarismus“ in der Kunst. Hier sei der Hinweis gestattet, dass die Ceros GmbH in der Beratungsarbeit für Kunsthandel aktiv ist.
Der Frankfurter Galerist Thomas Punzmann ist wie auch der Maler Axel Krause Kuratoriumsmitglied der Desiderius-Erasmus-Stiftung der AfD und Punzmann ist zugleich Mitglied der Atlas-Initiative. Punzmann ist seit April 2018 Autor bei The European, wo er u.a. das Buch des für die Atlas-Initiative relevanten russisch-orthodoxen Christen Igor Schafarewitsch zum Todestrieb (Sozialismus) in der Geschichte (edition lichtschlag) empfahl. Die Videos der Atlas-Initiative wurden bislang in der Kunst-Galerie von Thomas Punzmann gedreht und im März 2020 zunächst auch unter Punzmanns Namen bei Youtube hochgeladen.
Alte AfD-Bekannte bei Youtube und Facebook: Salger und Hübner
Der überwiegende Teil dieser Videos besteht aus Statements des Jura-Professors Hanns-Christian Salger, der die Zuhörer*innen mit „liebe Mitstreiter der Atlas-Initiative“ begrüßt. Salger lehrt am Institute for Law and Finance an der Uni Frankfurt a.M.

Salger war Mitglied der AfD in der Anfangsphase. Ende 2013 eskalierte ein Streit zwischen zwei Lagern. Zur „Salga-Liste“ zählte laut einem Artikel der FR, auch Wolfgang Hübner. Wolfgang Hübners Name taucht überdurchschnittlich häufig in den Originalbeiträgen der Facebook-Seite der Atlas-Initiative auf. Da die Facebook-Seite sonst fast nur fremde Artikel verlinkt (hauptsächlich Tichys Einblick, gefolgt von der Achse des Guten), liegt es nahe, dass Hübner die Facebook-Seite der Atlas-Initiative gestaltet.
Mehr auf: https://andreaskemper.org

Dieser Beitrag wurde in Antifa, Swing 219 veröffentlicht. Ein Lesezeichen auf das Permalink. setzen. Sowohl Kommentare als auch Trackbacks sind geschlossen.